Utopien denken, Realität verändern
Wie werden wir im Jahr 2050 leben und arbeiten?!

»Wie werden wir im Jahr 2050 leben und Arbeiten?!« – unter diesem Motto fand vom 26.-31.08.2018 ein Seminar des Bildungszentrums Beverungen in Kooperation mit den IG Metall Bezirk Niedersachsen und Sachsen Anhalt statt.
Gemeinsam diskutierten wir mit spannenden Referent*innen aus Wissenschaft und Gewerkschaft über ökonomische und ökologische Krisen, die Zukunft des Automobiles und vor allem über eine solidarische Gesellschaft in der wir in Zukunft leben und arbeiten wollen.
Ideen und Vorstellungen gab es viele, sei es der vier Stunden Tag, den Aufbau von Kooperativen und neue Formen von Demokratie am Arbeitsplatz.Gemeinsam waren wir der Ansicht: So wie es ist darf es nicht bleiben und es liegt an uns allen, die Welt solidarischer und ökologischer zu gestalten.
Daran anschließend fand ein Schreibworkshop mit der Journalistin Cornelia Fiedler statt, bei dem neben spannende Zukunftsvisionen auch Texte über die Probleme des Alltags geschrieben wurden. Einen dieser Texte veröffentlichen wir hier direkt:
Nicht so einfach!
Aus der Schreibwerkstatt im Seminar in Beverungen - Martin Krügel, 30.08.2018
- Mein Auto macht nicht mehr lange. Meinst du, wir könnten bald mal ein neues kaufen?
- Ich denk‘ schon. Aber hattest du nicht daran gedacht, auf andere Verkehrsmittel umzusteigen? Es gibt sowieso schon viel zu viele Autos und vielleicht reicht ja auch eins für uns beide.
- Ja, stimmt schon. Aber zum Radfahren ist es mir zur Arbeit zu weit, und es ist ja auch nicht immer nur schönes Wetter. Die Bahn fährt auf der Strecke nur in großen Abständen, und uns jeden Tag gegenseitig zu bringen und abzuholen ist doch wohl auch nicht das Wahre. Also ich hab‘ da noch nicht die zündende Idee.
- Und wenn du ein kleineres Auto nimmst? Oder sogar auf Elektro umsteigst?
- Klar, oder während du schön im Sechszylinder im Stau sitzt, bringe ich die Kinder mit dem Fahrradanhänger neun Kilometer weit in die Kita, fahre dann im Stehen mit der überfüllten S-Bahn quer durch die ganze Stadt und komme dann auch noch zu spät. Wie wär’s denn, wenn wir die Rollen mal tauschen?
- Reg‘ dich ab! Ganz im Ernst, ich würde auch irgendwann mal umsteigen. Aber ganz ohne Auto wär‘ es schon eine zu große Umstellung und Einschränkung. Manchmal braucht man es eben unbedingt.
- Es gibt auch Möglichkeiten, nur bei Bedarf ein Auto zu nutzen. Car Sharing zum Beispiel. Ich glaube, das funktioniert inzwischen ganz gut. Wie wär’s denn, wenn wir das eine behalten und uns abwechseln? Wir können das ja erstmal ausprobieren und – sagen wir drei Monate lang – schauen, ob es klappt. Wenn nicht, können wir dann ja immer noch ein Neues kaufen. Was meinst du?
- Mit dem Gedanken muss ich mich erst noch anfreunden. Sehe ja ein, dass die Welt nicht immer mehr Belastung verträgt. Da kommt es schon auf jeden Einzelnen an. Aber ich muss erstmal schauen, wie ich ohne Auto zur Arbeit komme.
- Das finde ich in fünf Minuten raus. Aber du kannst es natürlich auch fünf Jahre aussitzen während ich hier den Dauer-Öko-Test für uns beide mache. Soweit kommt’s noch!
- Probieren wir es einfach. Noch können wir im Notfall auf das alte Auto ausweichen. Aber irgendwie sollten wir schon ein bisschen mehr an die Umwelt denken. Und entsprechend handeln.
- Da sagst du was! Auto abschaffen, schön und gut. Fliegen wir im Winter wieder in die Karibik? Sollten wir dann auch lieber bleiben lassen, schade eigentlich! Aber wenn ich’s mir recht überlege, ist nach dem langen Rückflug eh die halbe Erholung wieder dahin. Und für die Kinder ist das auch nicht gerade das Paradies in der umzäunten Hotelanlage. Vielleicht gefällt es denen an der Ostsee sogar besser.
Oder ist dir das nicht schick genug? Das müsste man dann ja auch allen erzählen. Ich hör‘ schon, wie sich unsere Freunde das Maul zerreißen. - Solche Sprüche kannst du dir sparen. Wenn man es ernst meint, muss sich da noch eine ganze Menge anderes verändern. Da kommt ja eins zum anderen. Jetzt reden wir noch über Verpackungsmüll, Stromverschwendung, zu viel Waschmittel, Mikroplastik, Obst aus Südamerika und so weiter. Wollen wir das alles verändern? Hast du etwa Bock dazu? Und dann wird man auch noch von allen dafür belächelt.
- Trotzdem, ich glaube, man muss einfach damit anfangen. Lass es uns machen!
Lust bekommen? Dann halte die Augen auf – nächstes Jahr wird das Seminar in Sprockhövel stattfinden und übernächstes Jahr wieder im wunderschönen Beverungen … und vielleicht ist die Welt – dank uns – bis dahin eine bisschen besseren geworden.
Packen wir es an!