Seminarbericht
Kreatives Schreiben im Bildungszentrum

"Einfach laufen lassen", so die Anweisung der Schreibtrainerin Sabine Schabicki beim Wochenendseminar zum kreativen Schreiben in Beverungen. Hier ein kleiner Erfahrungsbericht aus Sicht einer Telnehmerin.
»Laufen lassen, nicht aufhören, die Gedanken kommen dann schon…«
Also gut: nun sitze ich am Schreibtisch, soll einen Artikel schreiben und denke mir "Eine gute Gelegenheit das Gelernte anzuwenden". Wir haben uns am Freitagnachmittag mit sechs Männern und sechs Frauen im Seminarraum getroffen. Ich freue mich über die Zusammensetzung der Gruppe und merke jetzt: damit hatte ich nicht gerechnet. Schreiben? Das machen doch eher Frauen. So ein Quatsch! Viel Erfahrung sitzt da im Raum. Fast alle im Betriebsrat, einige im Vorstand, Referentinnen und Referenten auch. Teilweise schon viele Jahre in der IG Metall aktiv. Was wollen die hier? Jetzt bin ich ein bisschen angespannt. Was, wenn die Erwartungen voll neben dem liegen, was wir geplant haben. Schließlich ist dies der erste Versuch für dieses Seminar. Tatsächlich, manche Vorstellungen entsprechen nicht ganz dem was wir vorhaben. Wir werden keine Artikel schreiben und keine Wandzeitungen gestalten. Aber das meiste passt:
Sich frei machen beim Schreiben, Gedanken sortieren, dem Vergessen entgegenschreiben…
Sabine steigt schon bei den Vorstellungsrunden direkt ein. "Machen nicht Quatschen" ist die Devise. Ich denke mir "Wer jetzt nicht abreist bleibt dabei" Dann bin ich selbst gefangen von den Aufgaben die Sabine uns gibt. Das Geräusch der Stifte auf dem Papier, wenn eine Seite abgerissen und umgeblättert wird, der Gong wenn wir zum Ende kommen sollen und dann die Freude beim Zuhören, wenn alle ihre kurzen Geschichten vorlesen. Die Zeit fliegt.
Anfangs ist noch Unsicherheit im Raum zu spüren. Vielleicht hängt manchen die Schulzeit nach. Aber hier gibt es kein "Setzen, sechs!" Was kommt ist okay. Die Texte werden schnell sehr persönlich. So ist das wohl, wenn man es "laufen lässt". Jeder und jede schreibt und liest die Geschichten vor, alle geben etwas von sich preis, es entsteht eine sehr schöne, vertrauliche Atmosphäre. Wir schreiben über Persönliches, Abwegiges, Politisches und Betriebliches. Sabine macht einen Anfang - wir spinnen die Geschichte weiter, verändern die Richtung, Spielen mit Genres und den Gesichtern ist anzusehen: es ist anstrengend aber es macht Spaß.
Das kann Sprache. Das kommt beim Schreiben...
Entsprechend fällt das Fazit aus: "So viel habe ich in den letzten Jahren zusammen nicht geschrieben", "Mir ist vieles wieder eingefallen, an das ich lange nicht gedacht haben" und "ich habe viel über mich gelernt, ich kann das" so die Rückmeldungen. Wir hatten sehr viel Spaß, haben gelacht und manchmal waren wir sehr gerührt. Das alles kann Sprache. Das alles können wir. Toll!
Anja Diegmüller