BILDUNG IN BEVERUNGEN
WILLKOMMEN IM WESERBERGLAND

»Lange Kulturnacht« / 03

Ein dickes Dankeschön allen Künstler*innen für diesen wunderbaren Abend!

Vorschau

"Dabedi dabedu ... Guten Abend, Beverungen!"
Die Moderation des Programms übernahm - nach der Begrüßung durch die Schulleitung des Bildungszentrums - diesmal Andreas Hauffe. Mit seiner Anmoderation: "Ich stehe heute nur am Rand (der Bühne), aber nicht am rechten Rand!" untertrieb er seine Rolle schamlos. Mit bärbeißigen und humorigen Beiträgen leitete der vielseitige Musikkabarettist wortgewandt und selbstironisch durch den ganzen Abend und wusste dabei bestens zu unterhalten.

Das musikalisch facettenreiche Programm lieferte - bis gegen rund 1:00 h in der Nacht - einen Höhepunkt nach dem anderen: "Which side are you on?" fragte zum Auftakt das Woody Guthrie-Projekt. Die 2008 als Gitarrenworkshop entstandene und mittlerweile bestens eingespielte Formation, feierte die Eröffnung des Abends wieder getreu dem Motto von Woody selbst: "Jeder der einen meiner Songs ohne mein Wissen und meine Erlaubnis nachspielt, ist ein Freund für mich." Zur Freude des Publikums wurden es gleich mehrere Songs. Präsentiert wurden bester amerikanische Folk und ehrliche, erschreckend aktuelle Texte: Wohnungsnot, Flucht, Weltwirtschaftskrise und Geschichten dem Leben der "poor people " . Woody Guthrie liefert tolle Lyrics über Probleme und wie man sie löst. Songs die parteiisch sind - und es auch sein wollen. Dazu die Band im O-Ton::"Ab und zu im Leben lohnt es sich zu fragen, auf welcher Seite man eigentlich stehen will und ob es auch noch die Richtige ist!

"Die Zeit fährt Auto. Doch kein Mensch kann lenken"
meinte pessimistisch Erich Kästner schon in den 20er Jahren. "Der Globus dreht sich, doch man sieht es nicht." Oder doch? Mit Chansons - ob nach Villon, Tucholsky und Kästner, Harald Juhnke oder aus eigener Feder - wussten Bernd Düring am Klavier und Eckhard Radau den Abend mit einem Schuss kluger Melancholie und purer Lebensfreude zu würzen. Dem eigenen Namen gerecht werdend, hat das Kabarett Radau jedenfalls nichts dagegen für die gerechte Sache wieder lauter zu werden und lohnt es - ob barfuß oder im Lackschuh - ruhig ab und zu auch einmal voll ins Risiko zu gehen. Widerworte (gegen rechts) sind dabei nicht nur erlaubt sondern explizit erwünscht! Passend zu "Radau" die einleitende Runde mit der wieder sehr mundigen Spätlese - rot und trocken: Saftige Volxmusik, runder Blues, engagierte Texte. Musik zum Mitmachen, die Mut machte!

"Ja. Das ganze Leben wollen wir!"
Von Duo Cuppatea gab es anschließend Brot und Rosen, denn "das Leben ist viel mehr als nur Geschrei und schmutzige Hosen!" Auf der Gitarre begleitet von Joachim Hetscher, stimmte Sigrun Knoche - mit ihrer bewegenden Alt-Stimme und in der amerikanischen Originalmelodie- das internationale Streiklied der Arbeiterinnen an. Ein Plädoyer für Brot und Frauenrechte natürlich, vor allem aber für die Kunst und mehr Schönheit in der Welt. Toll, auch das Antikriegslieds "Para la guerra nada" der kolumbianischen Sängerin Marta Gómez und die deutsche Übersetzung (Für Eure Kriege garnichts!). Mitreißend, das von allen gemeinsam angestimmte Bella Ciao. Dieses alte italienische Partisanenlied wurde übrigens in diesem Jahr - via netflix und auf etwas wundersame Weise - zum Sommerhit der jungen Partygeneration in ganz Europa.

"Auweia, da fehlt die Liebe!"
Sedaa ist ein fantastisches, weltweit auf Festivals gefeiertes Musikensemble - zuhause in Hannover und ein klein wenig auch bei uns in Beverungen. Der Bandname bedeutet im Persischen "Stimme" und verbindet die traditionelle mongolische mit der orientalischen Musik und anderen Einflüssen. Musiker und Meistersänger Nasaa Nasanjargal und Naraa Naranbaatar und der iranische Multiinstrumentalist Omid Bahadori führten das restlos begeisterte Publikum quer durch Orient, Okzident und - zu Pferd - über mongolische Steppen; vor allem aber mitten hinein in die große Welt der universellen menschlichen Gefühle. Die Grundlage ihrer modernen und rhythmischen Kompositionen bilden dabei Naturklänge - erzeugt mit traditionellen Instrumenten und durch die virtuose Anwendung uralter Gesangstechniken unserer nomadischen Vorfahren: Vibrierende Untertongesänge, tiefer Kehlgesang und eine zauberhaft schöne Musik, die zutiefst berührt - und ahnen lässt, was denn den Menschen erst zum Menschen macht.

Live und "nearly unplugged"
ins Finale ging es dann mit Blues Juice. Ihr Name ist Programm: Die Band aus Hofgeismar spielt saftigen unverdünnten Blues. Nebst den drei Jungs an der Gitarre holte uns dabei vor allem die starke Gesangsstimme Katharina grote Lambers zu dieser später Stunde nochmals von den Stühlen. Rechtzeitig auch zum gemeinsamen Finale, dass alle beteiligten Musikerinnen und Musiker abschließend gemeinsam mit einer fetten Zugabe bestritten.

Musikalischer Schlusspunkt einer wahrlich »Langen (und wieder legendären) Kulturnacht« im Bildungszentrum Beverungen. Ein großes, rundes Vergnügen für das wir uns natürlich auch bei den vielen Kolleginnen und Kollegen, vor und hinter der Bühne sowie am Mischpult, bedanken.

PS. Kunst lebt nicht allein vom Applaus. Unter den hier angegeben Links findet Ihr auch Informationen zu Konzert-Terminen und CD´s. Die digitale Transformation der Musikbranche macht Eure Empfehlung und den Kauf von Konzertkarten und CD´s für die Künstlerìnnen doppelt wertvoll ;-))

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