BILDUNG IN BEVERUNGEN
WILLKOMMEN IM WESERBERGLAND

27. Januar

Gedenktag für Opfer des Faschismus in Beverungen


In Beverungen organisierte die Schülervertretung der hiesigen Sekundarschule ihre jährliche Gedenkveranstaltung für die ermordeten Opfer des Faschismus in Deutschland. Darunter – so amtlich dokumentiert – auch mindestens 41 Bürgerinnen und Bürger in Beverungen. Die Schülerinnen und Schüler stellten in ihrer gemeinsamen Aktion jedem dieser Opfer, eine persönliche Kerze auf. An der Veranstaltung (am Mahnmal für die Ermordeten des Naziregimes im Rathaus) beteiligten sich auch in diesem Jahr wieder Gäste und Beschäftigte unseres Bildungszentrums.

Der 27. Januar – Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee – ist seit 1996 auch offiziell der „Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus". Neben dem Gedenken an die Opfer blieb es dabei längst nicht nur bei stiller Rückbesinnung und Erinnerung. Stattdessen nutzten die Schülerinnen und Schüler die Gedenkveranstaltung um sich auch deutlich zum Beispiel gegen die PEGIDA-Bewegung abzugrenzen. „Wir leben gern mit Döner und Lahmacun, und auf unsere Mitschüler Tuğçe, Aylin und Serdar wollen wir auch nicht verzichten!" sagte die Schülersprecherin unter großem Beifall der Anwesenden.
Auch wir in Beverungen teilen dies: Wachsende rechtspopulistischen Tendenzen in Europa und hierzulande, werden wir alltäglich im Auge behalten und eigens in zwei Seminarterminen thematisieren. Die Termine findet ihr unter dem Titel „Kritische Perspektiven auf Europa: Nation – Ausgrenzung – Krise". Weitere Anmeldungen sind willkommen!

Im Gedenken an Auschwitz: Sagt Nein, zu Ausgrenzung und Rassismus!
Unser Kollege Roger van Heynsbergen hat anlässlich der Veranstaltung einige Informationen zum Konzentrationslager Auschwitz zusammengetragen, um die leidvolle und historische Bedeutung dieses Gedenktages zu verdeutlichen:

Am Nachmittag des 27. Januar 1945 betraten Soldaten der Roten Armee das Gelände des Konzentrationslagers Auschwitz. Sie fanden dort noch knapp 8000 erschöpfte, kranke Gefangene vor, die die SS nicht mehr getötet oder auf die berüchtigten Todesmärsche geschickt hatte. Wenige Wochen zuvor hatte SS-Führer Heinrich Himmler den Befehl gegeben, das Lager zu räumen, das den Opfern geraubte Eigentum wegzuschaffen, Krematorien und Gaskammern zu sprengen, die Häftlinge zu deportieren. Doch nicht alle Spuren konnten verwischt werden.

In den Lagerhäusern wurden 350.000 Männeranzüge gezählt und 837.000 Frauenkleider, Zehntausende Paar Schuhe, mehr als sieben Tonnen menschliches Haar, verpackt in Papiertüten, Berge von Baby- und Kinderkleidung. Seit Juni 1940 war die Vernichtungsmaschinerie ausgebaut und verfeinert worden, hatten die Nazis Gefangene nach Auschwitz (und in viele andere Konzentrationslager) transportiert: Menschen aus Deutschland, Polen, der Sowjetunion und anderen osteuropäischen Ländern, Juden und "Zigeuner", Homosexuelle, Kriegsgefangene, politisch organisierte und nicht organisierte Widerstandskämpfer/-innen aus allen Teilen Europas, darunter Abertausende aktiver Kolleginnen und Kollegen der bereits 1933 zerschlagenen Gewerkschaftsbewegung und viele, viele andersweitige Betroffene.

Schon an der Rampe fiel die erste Entscheidung über Leben und Tod. Wachttürme, elektrisch geladener Stacheldraht, Postenketten mit Hunden, drangvolle Enge in den Baracken, Kälte und Angst bestimmten fortan die Existenz der Gefangenen. Wer nicht sofort ermordet wurde, war zur Vernichtung durch Arbeit bestimmt. Stundenlange Appelle, schwere Strafen für geringste Vergehen, Willkür von Kapos und SS-Bewachern, unzureichende Ernährung und keine ärztliche Versorgung - wer zu schwach wurde, war unwiderruflich dem Tod in der Gaskammer geweiht. Das Zitat eines Überlebenden verdeutlicht das Grauen, das Auschwitz repräsentierte: „Ich habe die Kamine mit den großen, schwarzen Rauchfahnen gesehen, und wenn der Wind von Westen gekommen ist, dann hat man diesen süßlich-faden Geruch verspürt, den das verbrannte Menschenfleisch machte."